Digitalisierung als Part der Mission „Fachkräftesicherung“

Das Thema Fachkräftemangel ist in aller Munde. Wenn kommunale Organisationen kaum noch Mitarbeitende finden, die erforderliche Arbeiten erledigen können, ist die Funktionsfähigkeit der kritischen Infrastruktur in Gefahr. Doch was macht den Mangel aus? Wie können zukünftig Aufgaben, Normen und Gesetze erfüllt werden? Welche Maßnahmen helfen?

In einigen Regionen und Branchen können bereits heute offene Stellen nicht mehr adäquat mit Fachkräften besetzt werden. Betroffen sind insbesondere akademische und handwerkliche Berufe aus den technischen Bereichen. Da helfen auch keine zusätzlichen Personalbeschaffungsmaßnahmen. Neben dem internationalen Arbeitgeberwettbewerb werden in den kommenden 15 Jahren zudem knapp 50 % der heute erwerbstätigen Akteure der Energie-, Wasser- und Abwasserwirtschaft in Rente gehen! Dadurch droht neben dem Personalmangel auch ein rapider Wissensverlust in den Organisationen.

Zukunftsmission Fachkräftesicherung

Als Folge für den demografischen Wandel und den internationalen Wettbewerb sind drastische Einschnitte und Defizite zu erwarten. Für die Erfüllung von Normen und Gesetzen fehlt in herkömmlichen Organisationen das Personal. Die Beschaffungskosten für Mitarbeiter steigen immer weiter, weil allgemein mehr Geld für die Suche von qualifiziertem Personal ausgegeben wird. In Zukunft wird sowohl für Ausrüster und Betreiber als auch für Serviceunternehmen kein ausreichendes Fachpersonal mehr verfügbar sein. Daher ist die Aufgabe klar: Die zunehmenden Aufgaben müssen mit weniger Personal bewerkstelligt werden! Eine Kombination aus technischen, organisatorischen und Personalentwicklungsmaßnahmen ist die beste Vorbereitung im Umgang mit dem Fachkräftemangel.

Digitalisierung als Hebel

Der Einsatz moderner Technik kann unter dem Stichwort Digitalisierung zusammengefasst werden. Die intensive Nutzung von IT und smarten Maschinen bis hin zur 4.0-Netzbewirtschaftung bietet eine Menge Chancen, um das Betriebspersonal von Aufgaben zu entlasten bzw. Aufgaben automatisiert oder zumindest rationeller durchführen zu lassen. Dazu gehören z. B. Sensoren und Kamerasysteme sowie Prozessdatenportale, die Überwachungs- und Kontrollaufgaben aus der Ferne ermöglichen. Allein die Nutzung von fernwirkenden Systemen reduziert den Zeitaufwand für Kontrolltätigkeiten sehr stark. Durch ein Betriebsführungssystem können organisatorische Maßnahmen vorbereitet und der Einsatz des Personals optimal koordiniert werden – ein Nebeneffekt dabei ist, dass die Betriebssicherheit erhöht und automatisch normgerecht dokumentiert wird. Neben diesen Digitalisierungsmaßnahmen sind standardisierte Anlagen für die effizientere Nutzung von Personal zuträglich.

Wissenschaft bestätigt

Für die Digitalisierung ist qualifiziertes Personal der Schlüssel zum Erfolg. In den Studien WaterExe 4.0 und DigiNax der
Hochschule Hof wird festgestellt, dass die Kompetenz der Projektleitung und Mitarbeiter der wichtigste Erfolgsfaktor bei Digitalisierungsprojekten ist. Andererseits ist der Personalmangel das größte Hindernis. Als Konsequenz aus der schwierigen Personalbeschaffung sind Maßnahmen vorrangig, die die Qualifikation des eigenen Personals verbessern oder erhalten. Von dualen Kooperationen zwischen Industriepartnern und Schulen/Hochschulen für maximal motivierte Auszubildende über kontinuierliche Schulungen zur Jobfitness bis hin zu Zertifikatslehrgängen des Bundesverbandes Kommunal 4.0 ist die Verbesserung der Mitarbeiterqualifikation der gangbarste Weg. Eigene Mitarbeiter sind motiviert, loyal und sofort einsetzbar, da ie das Aufgabenfeld einer Organisation kennen.

Bildungsangebot des Bundesverbands KOMMUNAL 4.0

Fachingenieur bzw. Fachexperte für Digitalisierung in der Wasserwirtschaft

Der Zertifikatslehrgang wurde im Rahmen eines DBU-Fördermittelprojektes in Kooperation der Konsortialpartner Hochschule Hof, HST Systemtechnik und Bundesverband Kommunal 4.0 entwickelt. Er bietet als erste Maßnahme die Qualifikationen zum Fachingenieur oder zum Fachexperten für Digitalisierung in der Wasserwirtschaft. Diese Zusatzqualifikationen geben die Sicherheit, dass die Kompetenzen auf unterschiedlichem Entscheidungs- und Handlungsniveau vorhanden sind, um die Digitalisierung im eigenen Betrieb zu planen, umzusetzen und zu betreiben. In 13 Teilmodulen mit 42 Unterrichtseinheiten werden die Projektleiter und -mitarbeiter auf die Planung und Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen vorbereitet. Nach Abschluss des Lehrgangs sind die Absolventen in der Lage,

• die Komplexität eigener Digitalisierungsvorhaben einzuordnen,
• die Wirksamkeit infrage kommender Digitalisierungslösungen zu bewerten,
• ausgewählte Digitalisierungslösungen zielgerecht einzusetzen,
• den optimalen Punkt zum Start eines Vorhabens mit vertretbarem Aufwand bei hoher Hebelwirkung zu identifizieren sowie
• mit den erlernten Methoden Hürden zu identifizieren und projektunterstützende Elemente einzubauen.

Digitalisierungsbeauftragter

Unabdingbar ist gemäß der Studie WaterExe 4.0 dabei auch die Qualifikation des kaufmännischen Personals und der externen Beteiligten wie Zulieferer, Serviceunternehmen usw., um Missverständnisse, sogenannte Kommunikationsbrüche, zu vermeiden. Neben dem umfangreichen Zertifikatslehrgang wird es für alle anderen Mitarbeiter in wasserwirtschaftlichen Organisationen ebenfalls die Möglichkeit einer Intensivschulung geben. Diese Schulung schließt mit sieben Teilmodulen und 16 Unterrichtseinheiten die Kommunikationslücke und schult dabei sowohl das technische
als auch das kaufmännische Personal im Arbeitskontext Digitalisierung.

Mehrwert der Weiterbildung

Durch die zertifizierte Weiterbildung seiner Mitarbeiter kann sich die kommunale Organisation darauf verlassen, dass in allen Phasen eines Digitalisierungsprojektes eigene kompetente Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Somit ist die korrekte Analyse, Planung, Vergabe und Umsetzung von Digitalisierungsprojekten gewährleistet. Im letzten Teilmodul gibt es für die Fachingenieure die Möglichkeit, bevorstehende Digitalisierungsprojekte praxisorientiert zu bearbeiten. So können die Teilnehmer mit einem konkreten Ergebnis für das eigene praxisbezogene Anwenderprojekt den Lehrgang verlassen. Diese Projektarbeit ersetzt dann die klassische Prüfung der Wissensabfrage und führt letztlich dazu, dass die kommunale Organisation zum Lehrgangsende einen fachlich geprüften, vorgelagerten Projektplan als Ergebnis erhält. Absolventen des Lehrgangs wird je nach Qualifikation der Titel „Fachingenieur für Digitalisierung“ oder „Fachexperte für Digitalisierung“ verliehen. Die Erteilung des Titels erfolgt durch die Hochschule Hof. Das erarbeitete Fachwissen verhilft den Mitarbeitern zu einem niedrigeren Stressniveau durch Lückenschließung und die Qualität der Arbeit steigt. Somit können ebenfalls neue Arbeitsbereiche angegangen werden, die zuvor nicht fachlich abgedeckt werden konnten. Arbeitgeber mit entsprechendem Bildungsangebot haben die attraktiveren Arbeitsplätze. Durch die Kombination von technischen und organisatorischen Maßnahmen sowie Personalentwicklungsmaßnahmen wird die Erfüllung des öffentlichen Auftrags in Zeiten von Fachkräftemangel langfristig gesichert.

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Die Gebühr beinhaltet die Kosten für das Vortragsprogramm, Unterlagen, Mittagessen und Pausenverpflegung.