Wenn Kommunen kaum noch Mitarbeitende finden, ist die Funktionsfähigkeit der kritischen Infrastruktur unter Umständen in Gefahr. Mit der Digitalisierung kann dem Fachkräftemangel begegnet werden. Wie dies gelingt, zeigt ein Lehrgang vom Bundesverband KOMMUNAL 4.0.
Bereits im vergangenen Jahr wurde in wwt über die Konsequenzen des Fachkräftemangelsberichtet. Aus der Wasserwirtschaft isteine Digitalisierung nicht mehr wegzudenkenund braucht zusätzliche Fachkräfte. DerZertifikatslehrgang des BundesverbandsKommunal 4.0 trägt zur Absicherung derWasserwirtschaft mit ausreichend Personalbei und fördert die interdisziplinären Fähigkeitender Teilnehmer. Mithilfe des Zertifikatslehrgangs „Fachingenieur | Fachexpertefür Digitalisierung in der Wasserwirtschaft“ist somit die Betriebssicherheit in der digitalisiertenWasserwirtschaft gewährleistet. Treibende Kraft hinter dem Vorhaben warenvor allem der Bundesverband Kommunal 4.0 sowie die Hochschule Hof. Erweitert wurdedas Konsortium durch die umfangreichenDigitalisierungserfahrungen der HST SystemtechnikGmbH & Co. KG. Als Grundsteindiente die Studie “WaterExe4.0”. Dabeikonzentrierte sich die Forschungsarbeit vonProf. Müller-Czygan und seinem Team schon frühzeitig auf die Definition der signifikantenErfolgsfaktoren und Hemnisse der Digitalisierungsprojekten.Dabei kristallisierte sich die Kompetenz von Projektmitarbeitenden undProjektleitungen als projektentscheidendheraus. Basierend auf diesen Erkenntnissenwar das Ziel klar: Ein Lehrgang musste geschaffenwerden, der interdisziplinäres Digitalisierungswissenvermittelt. Für den wachsenden Bedarf an Fachleuten,die in der Lage sind, sämtliche Herausforderungender Digitalisierung in der Wasserwirtschaftzu bewältigen, hat sich der Lehrgangals effiziente Maßnahme erwiesen.
Die zwölf Themenmodule des Lehrgangsbetrachten verschiedene grundlegendePerspektiven der Digitalisierung. So gibt essowohl Module, die auf der technischenSeite die Feld-, Objekt- und Betriebsebene beleuchten, als auch solche, die auf der Führungs- und Entscheidungsebene Kompetenzen fördern. Unter der Leitung erfahrener Dozenten und Experten aus der Branche bietet der Kurs eine umfassende Schulung in den neuesten Technologien und strategischen Ansätzen. Zeitgleich verbessert der Kurs die Kommunikation in der Fachsprache. Insgesamt wird auf diese Weise eine effizientere und nachhaltigere Wasserwirtschaft gefördert. Wichtigstes Managementwerkzeug ist dabei die Mehrebenenanalyse, die es ermöglicht, komplexe Projekte strukturiert zu bewerten und zu bearbeiten. Adressiert ist dieser Lehrgang an Ingenieure und Praktiker der Fachrichtungen Umweltwissenschaften, Verfahrenstechnik, Siedlungswasser- und Versorgungswirtschaft oder an Fachleute mit vergleichbaren Arbeitsschwerpunkten. Letztlich richtet er sich an alle, die in Planung, Projektumsetzung oder im täglichen Betrieb für die Anwendung moderner digitaler Technologien und Prozesse verantwortlich sind oder sein werden. Unterschieden wird im Abschluss: Angehende Fachingenieure beenden den Zertifikatslehrgang mit einer Projektarbeit und dürfen sich im Anschluss „Fachingenieur für Digitalisierung in der Wasserwirtschaft“ nennen. Fachexperten hingegen beenden den Kurs nach Teilnahme am Praxistag mit dem Titel „Fachexperte für Digitalisierung in der Wasserwirtschaft“. Beiden wird durch die Vielfalt der verschiedenen Module ein umfangreiches und praxisnahes Verständnis hinsichtlich der Digitalisierung vermittelt Der Praxistag findet im abschließenden Modul statt. Unter Anleitung von Prof. Müller- Czygan wenden die Teilnehmer sämtliche erlernten Kenntnisse im Rahmen eines Beispielprojekts an. Hierbei entscheiden sie selbst zwischen einem vorgegebenen oder einem eigenen Projekt aus der Teilnehmergruppe. Auf Basis der Mehrebenenanalyse setzen sie sich intensiv mit dem gewählten Projekt auseinander, definieren Digitalisierungsbausteine und setzen Prioritäten. So wird ein strukturierter und fundierter Lösungsansatz für einen optimalen Start in die konkrete Umsetzung erarbeitet. Diese Vorgehensweise gilt als Muster für die Erstellung der Abschlussarbeit der angehenden Fachingenieure. Die Teilnehmer wählen in Absprache mit der Lehrgangsleitung ein Thema aus ihrer Praxis und erarbeiten innerhalb von zwölf Wochen einen vollständigen Projekt- und Umsetzungsplan. Nach Prüfung und Bewertung der Projektarbeit erhalten die Teilnehmer somit neben ihrem individuellen Zertifikat auch eine Bewertung für ihr ausgewähltes Digitalisierungsprojekt aus der Praxis – ein weiterer Bonus für den Arbeitgeber.
Mit Blick auf die Zukunft planen die Initiatoren des Lehrgangs für 2024 vier weitere Durchläufe, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Der Zertifikatslehrgang „Fachingenieur | Fachexperte für Digitalisierung in der Wasserwirtschaft“ trägt maßgeblich zur Aus- und Weiterbildung von Fachkräften bei, um den aktuellen Aufgaben gerecht zu werden und somit die Betriebssicherheit in der kritischen Infrastruktur zu sichern.